Die schonungslose Wahrheit über Organisationen

Gepostet By am Dienstag, 14. Januar 2014 |


Die Organisation ist eben auch nur ein Mensch – eine ebenso „liebevolle“ wie treffende Beschreibung des Phänomens „Organisation“ habe ich im Buch „Zur expeditionalen Organisationsentwicklung“ von Peter Heimerl gefunden. Heimerl ist Professor und Leiter des Masterstudiengangs „Wirtschaftsberatung und Unternehmensführung“ an der Fachhochschule Wiener Neustadt, schreibt anschaulich und verständlich und scheint einen gewissen Sinn für Humor zu besitzen:

 

Organisationen sind

 

  • allgegenwärtig und doch unfassbar und unsichtbar.
  • immens leistungsfähig und dennoch…
  • … manchmal dümmer, als die darin handelnden Personen.
  • sensibel und nachtragend?
  • kühl und unpersönlich: Liebe und Dank sind keine organisationalen Kategorien.
  • grundsätzlich träge und lernunwillig? Sie wollen letztlich so bleiben, wie sie sind.

 

Für die Tonne

 

Als letzten Punkt führt Heimerl eine Zusammenfassung der Garbage-Can-Theorie  auf.

Michael Cohen, James March und Johan Olsen beschrieben 1972 in ihrem „Mülleimer-Modell“  das Entscheidungsverhalten von Organisationen als eine Art organisierte Anarchie, vergleichbar mit den Blättern in einem Papierkorb, die zwar mehr oder weniger zufällig, aber dennoch nicht völlig regellos übereinander liegen. Demnach gibt es in der Entscheidungsmaschine Organisation vier „Ströme“: Probleme, Lösungen, Teilnehmer und Entscheidungsgelegenheiten. Je nachdem, wie diese vier Ströme, mehr oder weniger zufällig zusammentreffen, gibt es drei Möglichkeiten der Entscheidung: Entscheidung durch Lösung, Übersehen oder Flucht. Das Garbage-Can-Modell ist jedenfalls eine prima Kritik an dem scheinbar so rational-analytischen Entscheidungsverhalten von Organisationen.

Und so fasst es Heimerl zusammen,  zitiert nach dem Organisationsforscher Karl E. Weick:

  • Sammlung von Entscheidungen, die nach Problemen suchen, von Themen und Gefühlen, die nach Entscheidungssituationen suchen, in denen sie Ausdruck finden können, von Lösungen, die nach Fragen suchen, auf sie die Antwort sein könnten und von Personen in Entscheidungssituationen, die nach Arbeit suchen.

 

Wer also eine Organisation im besten gegenseitigen Einvernehmen verlässt, kann sich also trösten – es muss mit ihm wirklich nicht viel zu tun haben und: Liebe und Dank sind keine organisationalen Kategorien (s.o.).

 

Literatur:

Heimerl, P. (2009): Zur expeditionalen Organisationsentwicklung. Bern, Stuttgart, Wien: Haupt Verlag