Hütchenspiel statt Förmchenspiel – Konferenzen effizient moderieren

Gepostet By am Mittwoch, 11. Dezember 2013 |


Jeder kennt es, nicht jeder liebt es: das Förmchenspiel. Anstatt um die Sache zu ringen überbieten sich die Diskutanten in testosterongeschwängerter Atmosphäre im Förmchen-Zeigen – wer hat denn nun das größte? Solche Konferenzraum-Szenen bieten einen gewissen Unterhaltungswert bringen aber selten brauchbare Ergebnisse, außer der Erkenntnis, dass Maier dem Schulze wieder mal ordentlich eine mitgegeben hat. Bevor es also zum Sandwerfen kommt – bringen Sie Edward de Bono ins Spiel. In 20 bis 30 Minuten können Sie so eine Entscheidung herbeiführen, ohne Zank und mit Ergebnissen.

 

Mit Kreativitätstechnik zum Resultat

 

Der renommierte britische Mediziner, Psychologe und Kognitionswissenschaftler hat wirkungsvolle Kreativitätstechniken entwickelt, eine davon lässt sich in leicht modifizierter Form prima als Gegengift für Förmchenspiele missbrauchen – ein Hütchenspiel namens Six Thinking Hats. Und so geht’s:

  • Der blaue Hut: Den haben Sie auf. Sie moderieren und steuern den Prozess.

Dann setzten sich alle Teilnehmer Hüte auf (keine Angst, keiner muss sich mit irgendwelchen Kappen zum Narren machen, heutzutage ist ja alles eher virtuell), in dieser Reihenfolge:

  • Der weiße Hut: Hier geht’s um Informationen. Sammeln Sie auf einem Flipboard alle Informationen, die zur Sache wichtig sind. Wenn welche fehlen, die dem Kreis wichtig sind, ist die Sitzung an dieser Stelle beendet. Aber sie wissen immerhin, was Sie nicht wissen.
  •  Der gelbe Hut (zur Not dann eben am Tag danach): Was spricht dafür? Alle machen sich Gedanken über die positiven Aspekte des Projekts, der Idee, des Vorschlags – Chancen, Nutzen, Möglichkeiten.
  • Der schwarze Hut: Was kann schieflaufen, wo lauern Gefahren und Risiken – alles was dagegen spricht kommt aufs Flipchart.
  • Der rote Hut: Hier geht es ums Bauchgefühl, um Intuition, Zweifel und Hoffnungen – ohne irgendwelche Begründungen.
  • Der grüne Hut: Kreativität, um die Ecke denken – gibt es andere Lösungen? Möglichkeiten Bedenken der Schwarzen-Hut-Phase zu überwinden? Ganz neue Ansätze – gerne auch „verrückte“? Auch hier wird nicht kommentiert.

Fertig. Jetzt kann man zur Abstimmung schreiten, ein Stimmungsbild machen, nächste Schritte besprechen.

 

Die Vorteile von Six Thinking Hats

 

  • Zeitersparnis: Grabenkämpfe dauern meist länger als ein klar strukturiertes Meeting.
  • Ergebnissicherheit: Am Ende wird abgestimmt, ein Ergebnis ist da – oder zumindest eine Empfehlung für die Etage höher.
  • Keine Verletzungen: Jeder wurde gehört, es gehen keine Verlierer vom Platz, gemeinsames Arbeiten statt Hauen und Stechen.
  • Commitment: Die Vorgehensweise ist schon Intervention – jeder hat die Pro- und die Kontra-Position eingenommen und entwickelt damit mehr Verständnis für die Gegenseite. Auch die Vertreter der Minderheitsmeinung können so die gemeinsame Entscheidung besser tragen.
  • Keine Scheinrationalität: Mit dem roten Hut bekennt sich die Gruppe, dass sich Entscheidungen nicht (nur) rational treffen lassen (siehe auch Blog-Beitrag „Die richtige Entscheidung“). Bauchgefühl und Intuition haben ihren Raum.
  • Dokumentation: Alle für die Entscheidung relevanten Faktoren stehen auf Flipcharts und können problemlos abfotografiert werden.

Diese Art des Six Hat Thinking eignet sich auch für die Entscheidung zwischen zwei oder mehreren Handlungsoptionen – einfach eine Alternative nach der anderen abhandeln.

Bevor also das nächste Meeting schiefläuft: Werfen Sie ihre Hüte in den Ring.